„Kein typischer Auszug unserer Gäste“: Das sagt der Besitzer zu den rechten Parolen in seinem Lokal (2024)

Nach „Ausländer raus“ bei Party auf Sylt

„Kein typischer Auszug unserer Gäste“: Das sagt der Besitzer zu den rechten Parolen in seinem Lokal

„Kein typischer Auszug unserer Gäste“: Das sagt der Besitzer zu den rechten Parolen in seinem Lokal (1)

Im „Pony“ in Kampen auf Sylt grölten fünf Menschen rechte Parolen bei einer Party an Pfingsten. Nun äußerte sich der Besitzer zu dem Vorfall.

Quelle: Axel Heimken/dpa

Artikel anhören

• 4 Minuten

Sie grölen rechte Parolen und filmen sich dabei. Ein Video einer Gruppe von jungen Leuten sorgt aktuell für Aufsehen in den sozialen Medien. Aufgenommen wurde der Clip im „Pony“ in Kampen auf Sylt. Nun äußert sich der Eigentümer zu den Vorwürfen.

Kampen/Sylt. Noch in der Nacht folgte die Reaktion: „Auch wir haben gerade den Post gesehen und sind tief schockiert. Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung“, schrieben die Besitzer des „Pony“ in Kampen auf Sylt in ihrer Story auf Instagram. Nur wenige Stunden zuvor war ein Beitrag veröffentlicht worden, in dem eine Gruppe junger Männer und Frauen in dem Lokal an Pfingsten zu dem Lied „L‘amour toujours“ von Gigi D‘Agostino rechte Parolen grölen. Mittlerweile hat sich einer der Eigentümer, Tim Becker (43), gegenüber dem „Stern“ zu dem Vorfall geäußert. Als Inhaber und Geschäftsführer sei er das ganze Wochenende vor Ort gewesen.

Weiterlesen nach der

Anzeige

Weiterlesen nach der

Anzeige

Becker betonte, dass er und sein Team nichts von dem Gegröle der Gruppe mitbekommen hätten. Zu Pfingsten sei immer eine Menge los, das „Pony“ habe an diesem Wochenende bis zu 400 Gäste gehabt. Der Gesang der kleinen Gruppe sei zu leise gewesen. „Das ist wie bei einem Konzert: Wenn die Masse etwas singt und nur fünf Leute etwas anderes als den Originaltext, hört man das nicht“, erklärte Becker.

„Kein typischer Auszug unserer Gäste“: Das sagt der Besitzer zu den rechten Parolen in seinem Lokal (2)

Demokratie-Radar

Wie steht es um die Demokratie in Deutschland? Unser RND-Team geht dem nach – jeden Dienstag in diesem Newsletter.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Gegenüber dem Magazin formulierte der Inhaber des „Pony“ auch, was er persönlich über den Vorfall denkt. „Ich bin erschrocken, wütend, niedergeschlagen und traurig, dass so etwas passiert. Dass es ausgerechnet im ‚Pony‘ geschieht, ist für uns natürlich sehr tragisch. Uns ist wichtig zu betonen, dass das kein typischer Auszug unserer Gäste ist“, sagte Becker.

Weiterlesen nach der

Anzeige

Weiterlesen nach der

Anzeige

Das „Pony“ meldete sich direkt bei der Polizei

Schon in der Story erteilte das „Pony“ der Gruppe Hausverbot. Doch Becker ging noch einen Schritt weiter und veröffentlichte am Donnerstagnachmittag das Video aus der Homepage des Lokals und bat um Mithilfe bei der Identifizierung der Gruppe. Dank zahlreicher Kommentare und Hinweise habe es nicht einmal 20 Minuten gedauert, bis er die Namen der fünf Leute aus dem Video bekam, berichtete er. Er meldete sich dann am Freitagmorgen bei der Polizei und gab die Namen an die Beamten weiter. Anzeige konnte Becker allerdings nicht erstatten. Denn das „Pony“ sei durch die Aktion nicht geschädigt worden, erklärte er. „Aber jetzt ermittelt der Staatsschutz.“

Eine Anzeige zu dem Vorfall gibt es trotzdem. Ein Sprecher der Polizeidirektion Flensburg bestätigte am Freitagmorgen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass das Video vorliege und bereits eine Anzeige eingegangen sei.

Nicht der erste Vorfall von Rassismus in dem Lokal?

Liest man sich die Bewertungen zum „Pony“ durch, zeigt sich ein gemischtes Stimmungsbild. „Auch wenn ich kein Millionär bin, und damit war ich bei dem Publikum vermutlich eine Ausnahme, würde ich wieder hingehen“, schrieb ein Mann beispielsweise in seiner Fünf-Sterne-Rezension auf Google.

„Kein typischer Auszug unserer Gäste“: Das sagt der Besitzer zu den rechten Parolen in seinem Lokal (3)

Die fröhliche Selbstgewissheit des Bösen

In einem Nobellokal auf der Nordseeinsel singen junge Menschen aus „besseren“ Kreisen Nazi-Parolen. Ein Mann zeigt mutmaßlich den Hitlergruß. Das Alarmierende liegt in der fröhlichen Selbstgewissheit der Beteiligten. Sie ist leider kein Einzelfall, kommentiert Markus Decker.

Weiterlesen nach der

Anzeige

Weiterlesen nach der

Anzeige

Doch zwischen den Bewertungen mit vier oder fünf Sternen finden sich auch Hinweise, dass Gäste mehrfach in dem Club beklaut worden sein sollen. Auch der Service soll teils herablassend gewesen sein, und „das Sicherheitspersonal trifft bedenkliche Aussagen über Menschen und ihre Orientierung oder Herkunft“, erklärte ein weiterer Mann vor erst sechs Monaten in einer der Rezensionen.

Fraglich ist allerdings, wie solche Bewertungen zustande kommen und wann diese Personen den Vorfall erlebt haben sollen. Denn im Winter hat das „Pony“ zu. Das Lokal sei das halbe Jahr geschlossen, erklärte Becker gegenüber dem „Stern“ – und ergänzte, dass die Hälfte des Personals selbst einen Migrationshintergrund habe.

Wie geht es jetzt weiter im „Pony“?

Tatsächlich wird das Lokal den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen. Mit Blick auf das Lied „L‘amour toujours“ und dessen Nutzung in der rechten Szene kündigte Becker an: „Wir wollen herausfinden, welche Songs außer dem von Gigi D‘Agostino das noch sind und diese nicht mehr spielen. Das tut mir zwar leid für die Künstler, aber was in rechten Ecken gegrölt wird, hat bei uns nichts verloren.“

Mehr zum Thema

Sylt-Partygäste grölen Parolen„L’amour toujours“: Wie ein Liebeslied zur Neonazi-Hymne wurde
Staatsschutz ermittelt wegen VolksverhetzungRechtsextreme Parole bei Party auf Sylt: Was bisher bekannt ist
Kampagne vor Europawahl„Sieben der zehn größten Politik­accounts gehören der AfD“: Fridays for Future will Tiktok „zurück­erobern“

Außerdem spreche er gerade mit befreundeten Gastronomen, um noch mehr für das Thema zu sensibilisieren. Und sein Team und er würden sich ebenfalls für das Thema Rassismus sensibilisieren und zu Vereinen Kontakt aufnehmen. „Wir wollen uns Tipps holen, wie wir präventiv etwas tun können.“

Weiterlesen nach der

Anzeige

Weiterlesen nach der

Anzeige

RND/sis

„Kein typischer Auszug unserer Gäste“: Das sagt der Besitzer zu den rechten Parolen in seinem Lokal (2024)

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Rubie Ullrich

Last Updated:

Views: 6249

Rating: 4.1 / 5 (72 voted)

Reviews: 95% of readers found this page helpful

Author information

Name: Rubie Ullrich

Birthday: 1998-02-02

Address: 743 Stoltenberg Center, Genovevaville, NJ 59925-3119

Phone: +2202978377583

Job: Administration Engineer

Hobby: Surfing, Sailing, Listening to music, Web surfing, Kitesurfing, Geocaching, Backpacking

Introduction: My name is Rubie Ullrich, I am a enthusiastic, perfect, tender, vivacious, talented, famous, delightful person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.